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Triebwagen 2970


Bild nicht anzeigbar V3 2970 am 26. August 2007 in der Nordschleife vor der Halleneinfahrt am Schönberger Strand. Foto: © W. Greiffenberger.
Technische Daten
Wagennummer3064 / 3041 / 2970
TypV3
HerstellerWaggonfabrik Falkenried, Hamburg
Baujahr/Fabriknummer1937 / ?
Früherer EinsatzortHamburg
Länge 12720 mm
Breite 2200 mm
Radstand5200 / 1600 mm
Spurweite1435 mm
Masse15500 kg
MotorSiemens DW331g
Leistung4 x 28 kW
FahrschalterEF43 (früher BBC-Feinstufer)
Bremseel. Widerstand / Schienenbremsen / Klotz-Handbremse
KupplungBolzenkupplung Typ Hamburg
BeleuchtungEinkreis 600V Glühlampen
HeizungNutzstrom-Warmluft
Sitz- / Stehplätze26 / 55
Fahrzeuggeschichte
1937 erhielt die Hochbahn eine kleine Serie von 4 vierachsigen Stahlwagen, denen 1940 ein fünfter folgte. Die Wagen besaßen ein Tonnendach. Zur Lüftung hatten die Wagen Schiebefenster. Der Fußboden konnte ohne Stufe im Inneren ausgeführt werden, da die Räder einen auf 660mm verkleinerten Durchmesser besaßen. Bei 2,20m Breite konnten bequeme gepolsterte Quersitze eingebaut werden. Die Wagen besaßen Unterflur-Feinstufenfahrschalter der Firma BBC, deren Abwärme auch zur Wagenheizung genutzt werden konnte. Wie die Berliner Mitteleinstiegswagen besaß auch der V3 ursprünglich auf die Motorwellen wirkende, Hebel-betätigte Trommelbremsen als Hand- und Feststellbremse.

Unser Wagen wurde am 16. September 1937 mit der Nummer 3064 in Dienst gestellt und vom Betriebshof Lehmweg aus eingesetzt. Hölzerne Schiebetüren an den Plattformen verhinderten das Auf- und Abspringen während der Fahrt. Ab 1938 war er auf den Linien 3 und 24 im Einsatz. 1942 wurde unser Wagen zum Einrichtungswagen umgebaut, die linksseitigen Türen verschlossen, aber erst 1946 durch ein Stück Wand ersetzt. Die Bomben des Jahres 1943 überstanden nur die beiden letztgelieferten Wagen.

Nach dem Krieg erhielt unser Wagen die Nummer 3041, war allerdings nur recht selten im Einsatz, da der Unterflurfahrschalter recht störanfällig war. Im Dezember 1951 erhielt er dann einen Plattform-Nockenfahrschalter, im Juli 1952 kam er zu einer kompletten GÜ nach Falkenried. Jetzt wurden die alten Stahlguss-Drehgestelle gegen V6-Neubau-Drehgestelle (mit Leichtmetall-Radscheiben) ersetzt, dafür musste der Wagenkasten umgebaut werden. Des weiteren wurden die Außenbleche jetzt versenkt aufgenietet und neue stählerne Schiebetüren in der alten Anordnung eingebaut. Der Tausch der Drehgestelle bedingte eine Änderung der Bremsbauart: die Hebel-betätigten Trommelbremsen wurden durch gewöhnliche Klotzbremsen mit Handradbetätigung nach Muster des V6 ersetzt.

Ab 1958 erhielt unser Wagen die Nummer 2970, 1959/60 wurde die E-Ausrüstung an die V2 angepasst. Er erhielt Rollbandbeschilderung, einen Dachlinienkasten, Blinker und einen Einheitsfahrschalter EF43. Im Mai 1967 wurde der Wagen abgestellt und vom VVM erworben. Im Mai 1975 musste er Hamburg verlassen und wurde zunächst in einem Fahrzeugschuppen des Bahnhofs Wakendorf-Götzberg untergebracht.

Am 22. April 1978 kam der Wagen zum Schönberger Strand, wo er im Freien ausgestellt wurde, bis er 1985 nach Krummbek unter Dach gelangte. Seit November 1999 steht der Wagen in der neuen Fahrzeughalle am Schönberger Strand, und wurde von 2000 bis 2007 im Zustand 1964 betriebsfähig hergerichtet. Nach der langen Abstellung (seit 1974) konnte bei einer Probefahrt am 17.6.2000 der einwandfreie Zustand der 600-Volt-Anlage festgestellt werden. Nachdem die Karrosseriearbeiten weitgehend abgeschlossen waren, wurde der Wagenkasten im September 2005 von den Drehgestellen abgehoben. Der Unterboden wurde umfassend konserviert und neu lackiert und die Drehgestelle wurden ebenso aufgearbeitet. Nach etwa einem Jahr konnten die Arbeiten abgeschlossen werden und seit Ende September 2006 steht der Wagen wieder auf seinen Drehgestellen. 2007 wurden die Arbeiten dann abgeschlossen.
Museale Bedeutung
Die V3-Wagen hatten hauptsächlich den Charakter von Versuchsfahrzeugen, und waren deshalb häufig im Herstellerwerk Falkenried anzutreffen. Zahlreiche Erkenntnisse flossen in die Konstruktion der Folgeserien bis zum V7 ein. Die nach 1943 nur 2 verbliebenen Wagen wurden nach dem Krieg nicht mehr für weitere Versuche benötigt und technisch an bewährte Standards von V6 und V2U angepasst. Als Splittergattung ist die historische Relevanz eher gering, als erste Ganzstahlwagen in Hamburg dokumentieren sie aber doch die Abkehr von fast vier Jahrzehnte andauernden Beschaffungsgewohnheiten, was einen Platz im Museum rechtfertigt.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Eine absolute Rarität ist das hier wiedergegebene Farbdia aus dem Sommer 1938! Es zeigt unseren V3 in seiner Ursprungsausführung als Wagen 3064 im Gleisdreieck Tarpenbekstraße, wo er bald auf der Linie 24 über Bürgerweide nach Horner Rennbahn abfahren wird. Wenn man die heute dort vorhandene Asphaltwüste mit ihren Blechbüchsen-Karawanen vor Augen hat, kann man kaum glauben, dass es dort einmal so idyllisch aussah. Foto: Dr. Stohrer - Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Zu etwa gleicher Zeit am gleichen Ort wie das vorige Bild dürfte diese Seitenansicht des 3064 entstanden sein. Foto: Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Unser V3 nun als 3041 vor dem Harburger Bahnhof, wo auch die O-Bus Fahrleitung erkennbar ist. Er hat schon einige Umbauten hinter sich, z. B. fährt er nun auf V6-Drehgestellen. Das Aufnahmedatum kennen wir nicht, vermuten aber, dass es kurz vor dem Ende der Linie 44 im Jahr 1954 liegen dürfte. Ab 5.4.1956 hielt die HHA die Bedienung des stark frequentierten Bahnhofs Harburg durch Straßenbahn und O-Bus für nicht mehr notwendig und ließ diese im Abseits enden. Die Straßenbahnlinie 44 nach Appelbüttel war bereits seit 29.8.1954 Geschichte, der versprochene O-Bus kam bis heute nicht. Der heutzutage als Zukunftsvision propagierte vollelektrische ÖPNV wurde damit in Harburg bereits zu diesem Datum dauerhaft beendet und und nachfolgend komplett auf Dieselbusse verlagert. Foto: Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Nachdem die Straßenbahnstrecke zum Harburger Bahnhof dem Individualverkehr geopfert worden war, wendete die letzte innerharburger Linie 42 nach Heimfeld in der Schleife Moorstraße, wo V3 3041 mit Werftanhänger in Farbe aufgenommen wurde. 1957 folgte unter gleicher Liniennummer der "Kraftomnibus zum Straßenbahntarif" der selbstverständlich auch wieder bis zum Bahnhof fuhr. Foto: Wolfgang Schreiner, Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Noch als 3041 ist der 2970 hier am Rathausmarkt als Verstärker auf der "3" nach Langenfelde unterwegs. Da er erst im Oktober 1957 in das dortige Depot umstationiert wurde, aber bereits 1958 die Nummer 2970 erhielt, ist das Bild - wie die Kleidung der Menschen verrät - im Winterhalbjahr 1957/58 entstanden. Verstärker zeigten oft nur das Fahrtziel, als Linie aber lediglich einen Punkt an. Interessant auch der Beiwagen, einer der 13 "Werftanhänger", die 1947 aus geringer kriegsbeschädigten Z2B (A6 und A8) auf der Deutschen Werft in Finkenwerder in Z2BU mit verlängerten Plattformen nach Muster der V2U wieder aufgebaut wurden und dann einzeln, aber auch doppelt vorwiegend hinter V2U und V3 Triebwagen zum Einsatz kamen. 1957/58 gingen sie in den Schrott. Foto: Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Vorkriegs-Vierachser fuhren viele Jahre nicht Richtung Niendorf. Es dominierten V7 der 2. Serie vom Betriebshof Lokstedt und solche der ersten Serie aus Angerstraße. Selbst V6 kamen selten, gelegentlich wurden wenige Kurse von Lehmweg geleistet. Als Verstärker fuhren meist Z2-Züge. Nach deren Ende Anfang 1965 war es im Oktober dieses Jahres eine kleine Sensation, als 2970 hier als Verstärker auftauchte. Der heutige Webmaster hatte damals gute Sicht aus seinem Zimmer auf die Kollaustraße und die vom nach Krankheit verstorbenen Vater übernommene Spiegelreflex-Kamera schnell zur Hand. Der Turmwagen hat seine Arbeit gerade beendet und die Arbeitsbühne weggeschwenkt, so dass dem Schaffner des 2970 das Abziehen des Stromabnehmers erspart bleibt. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Auch auf seiner Rückfahrt wurde 2970 noch einmal abgelichtet. Beide V3 waren dann einige Zeit in Lokstedt beheimatet. Hinzu kamen noch einige V2-Züge. Die damals teuren Diafilm-Preise belasteten das Taschengeld und beschränkten das Fotografieren. Dann sorgte die Bundeswehr dafür, dass kein Berufsverkehr in Hamburg mehr erlebbar war. So entstanden keine weiteren V3-Betriebsfotos mehr. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Nach langer Abstellzeit und Schäden durch Witterung und Vandalismus begann 2000 die Aufarbeitung des 2970. Ohne Fensterscheiben und mit nacktem Eisen im Fensterbereich wagt sich 2970 hier auf "Strecke" zur Funktionsprüfung der Elektrik. Foto: Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Fortgeschritten in Aufarbeitung zeigt sich hier der Wagenkasten des 2970. Die kurioserweise hölzern ausgeführten Ecksäulen neben dem Stirnfenster des ansonsten stählernen Wagenkastens harren noch der Ausbesserung. Foto: Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Am 23.6.2007 macht sich V3 2970 schon prächtig vor dem Bahnhofsgebäude Schönberger Strand, auch wenn die Beschriftung noch fehlt. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Zwei Monate später, am 26.8.2007 ist neben dem nun fertigen V3 auch der V2-Zug im Einsatz. Foto: © W. Greiffenberger.