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Kantinenwagen 22 ex PwPosti 22 der EBOE


Bild nicht anzeigbar Im Mai 1972 stand Pw 3.103 in Wakendorf-Götzberg abgestellt. Im gemeinsamen Nummernsystem von AKN, EBOE und ANB bezeichnete die mit Punkt vor die Fahrzeugnummer gestellte Ziffer den Eigentümer. Man mag es kaum glauben, es fand sich kein brauchbares Bild des Wagens in seiner VVM-Zeit, er war ja auch immer nebensächlich und wegen seiner Nutzung als Kantinenwagen zumindest mit Einstiegstreppen und oft auch anderem verstellt. Foto: © W. Greiffenberger.
Technische Daten
Wagennummer22 / 3.103
Typurspr. PwPosti
HerstellerWaggonfabrik Gotha
Baujahr/Fabriknummer1910 / ?
Frühere BahngesellschaftEBOE
Länge über Puffer11500 mm
Drehzapfen-/ Achsstand6500 mm
Raddurchmesser1000 mm
Masse11500 kg
BremseKpbr 8", Spindel-Hbr., urspr. Vakuumbremse
Höchstgeschwindigkeit65 km/h
Beleuchtungelektrisch, urspr. ?
Rahmengenietete Stahlprofile, Langträger NP 235, nicht tragender Wagenkasten
Heizungurspr. Ofen
Ladefläche21,2 m2
Zuladung5700 kg
Fahrzeuggeschichte
Der ehemalige Post-Packwagen der Elmshorn - Barmstedt - Oldesloer Eisenbahn wurde 1910 an die Bahn geliefert, wohl als Nachzügler für die bereits 1907 mit der Streckenverlängerung von Barmstedt nach Oldesloe von 10 auf 52 km gewachsene Streckenlänge. Vom Pack- und Zugführerabteil bestand über die Einstiegsplattform und ein herablassbares Übergangsblech Zugang zum Wagenzug, während es zum Postabteil keinerlei Verbindung geben durfte, dieses war nur vom Bahnsteig aus zugänglich. Aus seiner Betriebszeit bei der EBOE ist wenig bekannt. Spuren am Fahrzeug belegen, dass auch er ursprünglich mit Saugluftbremse ausgerüstet war, wann die Umstellung auf Druckluft erfolgte, ist uns nicht genau bekannt, vmtl. in den 1920er Jahren. Im Rahmen einer Neuverbretterung entfiel auch das Postabteil, zuletzt wurde er im Stückgutverkehr genutzt.

1972 kam er zum VVM, zunächst nach Aumühle, wo Wände und Decke isoliert wurden und der kleinere Raum an der Plattform als Küche und der größere als Ess- und Aufenthaltsraum hergerichtet wurden. Von der ursprünglichen Einrichtung war bereits bis auf eine versetzte Zwischenwand nichts mehr vorhanden. Von Anfang an bis heute dient er am Schönberger Strand als Kantinen- und Aufenthaltswagen, wobei sich die Unterhaltungsarbeiten auf das äußere des Wagenkastens beschränkten.

Museale Bedeutung
Preisgünstige Packwagen in Güterwagenbauart mit innenliegender Verbretterung des Stahlgerippes und nur schwach gewölbtem Dach waren bei Kleinbahnen verbreitet, bei der Staatsbahn gab es nur eine einzige solche Bauart in Form des Güterzugbegleitwagens „Pwg”, diese aber in großer Zahl. Für Reisezüge kamen dort nur Wagen in an die Personenwagen angelehnter Bauart zum Einsatz.

Mit dem Wagen 36 verfügt der VVM über einen zwar deutlich jüngeren, sonst aber sehr ähnlichen Wagen, der auch noch seine historische Inneneinrichtung mitsamt Post- und Zugführerabteil besitzt. Damit ist der 22 museal nur von geringer Bedeutung, und würde selbst in seinem Ursprungszustand weitgehend eine Doublette des 36 sein.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Im November 1971 gab es eine VVM-Abschiedsfahrt über den zur Stillegung anstehenden Streckenabschnitt Oldesloe - Ratzeburg mit der eindrucksvollen hohen Brücke über den Elb-Trave Kanal. Dabei wurde mit einem „Weidenauer” Schienenbus der AKN und dem 3.103 auch die EBO und die Strecke Ratzeburg - Hollenstedt bereist. Hier bei einem Aufenthalt in Bad Oldesloe. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Zwar kein Gesamtbild, aber einige Details des Wagens wurden am 25.2.2004 digital erfasst. Hier das übergangsseitige Kopfstück am Prellbock von Gleis 4 am Strandbahnhof. Einzig historisch interessant sind die vor den Absperrhähnen S-förmig hochgeführten Bremsluftleitungen, wie sie anfangs bei Güterwagen üblich waren, heute aber beim VVM wohl sonst nur noch am PwPosti 36 zu finden sind. Schon wegen der ungünstigen Strömungsverhältnisse legte man die Hähne später etwas tiefer an gerade Rohrenden. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Wegen der noch bei der EBO über das Grenzmaß abgefahrenen Radreifenprofile erhielt der Wagen noch in Aumühle diese ehemaligen Tender-Radsätze. Weder Einzelspeichen noch 01er Lager passen aber eigentlich zum Wagen. Interessant auch die wohl noch in Barmstedt durch Flacheisenstücke ersetzten Federschaken und die für 1910 recht früh erscheinenden Federböcke der späteren Verbandsbauart. Die stark überschleifenden Bremsklötze zeugen davon, dass die EBO den Wagen zum Schluss nur noch abgefahren hat. Das Bremsgestänge am Radsatz stammt noch komplett von der Saugluftbremse. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Auf der anderen Seite der Räder sieht das Bremsgestänge ganz anders aus. Insgesamt sind zwar weniger Teile erforderlich, als bei den Druckluftbremsen der Staatsbahn, diese kommt aber mit deutlich weniger Teilebauarten aus. Wo kein Anstrich mehr ist, sorgt die Ostseeluft für zwar langsames, aber kontinuierliches Rosten. Foto: © W. Greiffenberger.