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Fahrschulwagen 3999


Bild nicht anzeigbar Am 19. August 2006 wagen sich 3999 und 4683 - elektrisch so weit überprüft und hergerichtet - erstmals auf die Museumsstrecke. Die Spuren der langjährigen Freiaufstellung und ein wenig Staub aus der Fahrzeughalle harren noch der Bearbeitung. Inzwischen haben beide eine äußere Aufarbeitung erhalten. Foto: © H. Ebeling.
Technische Daten
Wagennummer2001 / 2101 / 3999
TypLW / LWE
HerstellerWaggonfabrik Falkenried, Hamburg
Baujahr/Fabriknummer1956 / ?
Früherer EinsatzortHamburg
Länge 14430 mm
Breite 2200 mm
Radstand5200 / 1600 mm
Spurweite1435 mm
Masse20800 kg
MotorGBM 320
Leistung4 x 50 kW
FahrschalterSSW Ds 15
Bremseel. Widerstand / Magnetschienenbremse / Öldruck-Federspeicher-Klotzbremse
Kupplungvorn Bolzenkupplung Typ Hamburg, hinten automatische Kupplung Typ Scharfenberg
Beleuchtungel. Glühlampen
Heizungel. Fahr- / Bremsstrom
Sitz- / Stehplätze17 Schülersitzplätze
Fahrzeuggeschichte
Als Fahrschulwagen wurden üblicherweise ältere Fahrzeuge verwendet. Den Luxus eines neu erbauten Fahrschulwagens leistete sich kaum ein Verkehrsunternehmen. So war das bislang auch bei der Hochbahn. V6 und V7 wichen aber deutlich von den Altfahrzeugen ab, Sie hatten zwar einen Klappsitz für einen Fahrmeister, zu zweit war es aber sehr eng in der Fahrerkabine. Obwohl bis auf die letzte V7-Serie schon alle Großraumwagen in Betrieb und die vorhandenen Personale auf diesen eingewiesen waren, entschloss man sich 1955, einen neuen Fahrschulwagen zu bauen.

Der V7-Probewagen war schon 4 Jahre alt und die Wagen der ersten V7-Serie standen bereits 1-2 Jahre in Betrieb. Dennoch entstand der Fahrschulwagen erstaunlicherweise noch auf Basis des V6. Allerdings entstanden die Serien-V6 erst nach dem V7-Probewagen und Falkenried hatte nur Serien-V6, aber keine Serien-V7 gebaut, so dass dort wohl noch V6-Teile und Vorrichtungen vorhanden waren, womit es günstiger war, einen weiteren Wagen auf dieser Basis zu bauen. Dieser Wagen war dann auch das letzte neu gebaute Fahrzeug dieser Waggonfabrik, die fortan nur noch als Hauptwerkstatt Ausbesserungen, Umbauten und Untersuchungen ausführte.

Hinter dem regulären Fahrerstand entstand ein zweiter etwas erhöhter. Vorne nahm der Fahrschüler Platz, dahinter der Fahrlehrer. Seine Fahrkurbel war mit der des Schülers so verbunden, dass letztere im Gefahrfall entkuppelt war und leer lief. Auf einem am Fahrlehrerplatz befindlichen Schaltpult können Störungen simuliert werden, um den Umgang mit solchen zu erlernen. Wie in einen Hörsaal treppenförmig angeordnet sind 8 Sitzplätze für weitere mitfahrende Fahrschüler. Durch eine verglaste Trennwand mit Schiebetür abgetrennt befand sich im hinteren Teil die Schaffnerschule. Auch dort gab es neben dem normalen Schaffnerplatz einen Ausbilderplatz und 9 Zuschauerplätze.

Der Wagen wurde am 11.1.1956 mit der Nummer 2001 in Betrieb genommen. Die Farbaufteilung entsprach der bei den Großraumwagen üblichen, nur dass die roten Partien im Dunkelgrün der Arbeitswagen ausgeführt waren. 1961 erhielt er wie diese einen orangen Warnanstrich, aber mit umlaufenden schwarzen Zierstreifen, die Nummer wechselte auf 2101. Nach dem Umbau aller V6/V7 zu Einmannwagen folgte als letzter im Mai 1968 der Schulwagen. Dabei verblieben die Schiebetüren vorn und in der Mitte, nur die Doppeltür hinten wurde wie bei den V6E durch eine einzelne Schwenktür ersetzt. Die Schaffnerschule entfiel, obwohl Beiwagen mit Schaffnerplatz noch bis 1976 im Einsatz standen. Die sonstigen technischen Umrüstungen entsprachen den Einmannwagen. Die Fahrzeugnummer wechselte nun auf 3999.

So war der Wagen bis zum 30.9.1978 im Einsatz. Auch er wurde vom VVM übernommen und verließ am 11.11.1978 den Lokstedter Betriebshof in Richtung Schönberger Strand. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene kleinere Arbeiten ausgeführt und auch der Anstrich erneuert, zu Zeiten der Freiaufstellung richteten Witterung und Vandalen aber immer wieder neue Schäden an. Erst mit Unterbringung in der Fahrzeughalle konnte ab 2010 eine weitere Neulackierung erfolgen und die Elektrik so weit in Ordnung gebracht werden, dass der Wagen gelegentlich im Betrieb gezeigt werden kann. Fehlende technische Unterlagen und mutwillige Beschädigungen machen die Wiederherstellung der Fahrschuleinrichtungen aber besonders schwierig.
Museale Bedeutung
Zum einen ist der Wagen äußerlich der am originalsten noch erhaltene V6, zum anderen zeugt er davon, dass man in Hamburg 1955 für moderne Wege der Personalschulung auch einigen Aufwand zu investieren bereit war. So ist der Wagen zwar kein unbedingtes museales "Muss", aber eine sinnvolle Ergänzung der Fahrzeugsammlung.
Weitere Bilder
Bild nicht anzeigbar Wer den Fahrschulwagen im ursprünglichen Zustand und seiner ersten Farbgebung sehen will, muss sich mit diesem leider verwackelten Bild bei der Fahrschule im Betriebshof Krohnskamp zufriedengeben. Wann es entstand und wer fotografiert hat, wissen wir nicht. Wer besseres Material hat, darf es uns gerne zur Verfügung stellen. Foto: © Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Nachträglich tauchte ein weiteres Bild des grünen Fahrschulwagens im Betriebshof Krohnskamp auf. Es trägt keine Zeitangabe, kann aber anhand des hinter dem Fahrschulwagen sichtbaren Z1u auf den Zeitraum 1959 - 1961 eingeordnet werden, denn ein längeres Leben hatten die aufwändig modernisierten Z1u nicht mehr. Foto: © Dia Gerd Galewski - Sammlung Hans Rehders - Sammlung VVM.

Bild nicht anzeigbar Im April 1970 fand eine Sonderfahrt mit dem Fahrschulwagen statt, die auch in den inzwischen nur noch als Gleisbauwerkstatt dienenden ehemaligen Betriebshof Lehmweg führte. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Im November 1971 ist 3999 hier im Betriebshof Schützenhof in Altona vor dem damals als 3522 im 1930er Aussehen hergerichteten V2B 1306 zu sehen. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Regelmäßig fanden mit dem Fahrschulwagen Fahrten für im Verkehrsbereich tätige Juristen und auch Journalisten statt, bei denen diese unter Aufsicht des Fahrlehrers auch selbst fahren durften, um Verkehrssituationen nicht ausschließlich aus Sicht des Autofahrers beurteilen zu können. Auch am 23.9.1978 gab es nochmals eine solche Fahrt, bei der auch einige Verkehrsamateure mitfahren durften. Hier findet in der Schleife Niendorf eine kurze Pause statt. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Auf der gleichen Fahrt konnte der Fahrschulwagen nochmals in der Schleife Niendorf beim Überholen des Planwagens 3614 aufgenommen werden. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Viereinhalb Jahre ist Wagen 3999 am 17. Juni 1983 nun bereits am Schönberger Strand. Man erkennt die Bemühungen, Anstrichschäden wieder auszubessern. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Der Fahrschulwagen im September 1993 nun schon auf der Straßenbahn-Gleisanlage. Foto: © I. Sievert.

Bild nicht anzeigbar Es ist der trübe 4. Dezember 1994, 3999 steht am Gleisende an der Straße auf der inzwischen eingeweihten Straßenbahn-Gleisanlage. Oberleitung und Fahrzeughalle fehlten damals noch. Foto: © W. Greiffenberger.

Bild nicht anzeigbar Dort, wo heute die Fahrzeughalle steht, gab es im August 1996 nur ein Arbeitszelt, dem kräftige Küstenwinde immer wieder zusetzten. Die Fahrzeuge stehen hier dicht gedrängt, da inzwischen erste Aktivitäten zum Hallenbau angelaufen waren. Dazu gehören auch die herumliegenden Eisenteile und der teils aufgewühle Boden. Heute kommt die Halle auch schon jahrelang dem Fahrschulwagen zu Gute. Foto: © W. Greiffenberger.