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Studienfahrt Essen am 24.4.2010

VVM-Studienfahrten sind in der Regel öffentlich, d. h. jeder, der Interesse daran hat, kann gerne daran teilnehmen. Infos zu aktuellen Fahrten finden Sie unter Termine.

Die VVM-Studienfahrt am 24. April 2010 führte zum Essener Meterspur-Netz.

Einen Bericht von dieser Tour finden Sie in den Hamburger Nahverkehrsnachrichten 2/2010.

Text und Fotos: © Rolf König.

Bild nicht anzeigbar Unsere diesjährige Frühjahresfahrt führte uns in das Herz der Kulturhauptstadt 2010, nach Essen. Unser Hauptaugenmerk lag dabei auf diesem Fahrzeug: Triebwagen 705 entstand aus Sparsamkeitsgründen 1959 - zu einer Zeit, als die Neubeschaffung von Großraum- und Gelenkwagen schon im vollen Gange war - bei Duewag auf 2 Fahrgestellen von Vorkriegs-Zweiachsern. Die Fahreigenschaften dieser bis 1976 eingesetzten Wagen sind merklich nicht die besten, was diesen Wagen - es gab 12 - den Spitznamen „Schüttelrutsche” einbrachte. Diese Bauart gab es auch in Hamburg in Form der 31 „VG”, aber natürlich nicht wie hier als Zweirichtungszug auf Meterspur. Bei den Gleisbauern hieß der „VG” auch „Schienenfräse”. Auch als „Zwei Zimmer mit Küche” wurde dieses eigentlich nirgendwo erfolgreiche Fahrzeugkonzept teils bezeichnet. In der DDR gab es so eine Konstruktion als „G4” (siehe Potsdam Herbst 2006). Um die Bauart des Doppel-Zweiachsers mit dem „schwebenden” Mittelteil zu verdeutlichen, muss der Fotograf etwas in die Knie.

Bild nicht anzeigbar Auf der Strecke nach Bredeney begegnet uns an der Haltestelle Kruppallee ein „M”(Meterspur-) Wagen, die in verschiedener technischer Ausführung von 1976 - 1990 für Essen gebaut wurden. Der Hersteller (Duewag) verwendete dazu eine Art Baukastensystem für diese Fahrzeuge, die auch als „N” (Normalspur) und „B-Wagen” (Wagenkastenbreite 2,65 m für den U-Stadtbahnbetrieb) in vielen westdeutschen Städten Verbreitung fand.

Weil sich diese Strecke Haltestellen mit der normalspurigen U-Stadtbahn (die nicht weiter betrachtet werden soll) teilt, benötigt der Hochflurwagen Klapptrittstufen. Hier liegt aber auch die Krux des Netzes in Essen: 2 Spurweiten und zwei Bahnsteighöhen machten die Zukunft dieser Strecke lange ungewiss. Wer sieht, wie eng es gerade hier zugeht, kann sich die Umstellung auf Hochbahnsteige kaum vorstellen, aber weil genau diese an der Mischstrecke vorhanden sind, können hier bis jetzt Niederflurwagen nicht eingesetzt werden. Die Linie 107 (im Verbundgebiet Rhein-Ruhr kennzeichnet die hunderter Ziffer den Bereich: Essen = 1) führt an zahlreichen Kulturstätten vorbei, was gezielt vermarktet wird. (Vergl. Potsdam 2006)

Bild nicht anzeigbar Kurze Pause auf dem Meterspur- und Bus-Betriebshof Stadtmitte. Gelegenheit, einen Blick auf ein interessantes Fahrzeug zu werfen: Fahrschulwagen 640 entstand 1964 aus einen Einrichtungs-Großraumwagen des Baujahres 1953. Speziell für die Fahrerausbildung besitzt er einen dritten erhöhten Fahrlehrerplatz von dem aus auch einige Störungen simuliert werden können. Auch Hamburg hatte früher einen solchen Spezialwagen, der beim VVM am Schönberger Strand erhalten wird.

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Wir haben die Endhaltestelle Rellinghausen erreicht, bis 1983 führte eine zweite Strecke hierher. Sie wurde eingestellt, da man beim Tunnelbau in der Innenstadt eine zusätzliche Ausfädelung und Rampe einsparen wollte... Wer diese Trasse entlangfahren will, muss nun auf Gummireifen umsteigen, bei unserem Gastgeber, der „Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft EVAG” findet sich dafür dieses spannende Fahrzeug, das sich hier mit dem 705 zum Frontvergleich stellt.

Bild nicht anzeigbar Etwa Mitte der 1950er deutete sich an, dass der Busbetrieb mit Anhängern zur Fahrgastbeförderung verboten wird (ab 1960 - heute wieder möglich), also was tun? Gelenkbusse waren noch nicht ausgereift genug und richtige Doppeldecker meist zu hoch. Da entwickelte die Firma Heinrich Büssing zusammen mit der Essener Karosseriefirma Ludwig den „Anderthalbdecker”. Vorteil: Etwa 30 Prozent mehr Kapazität ohne das Fahrzeug groß zu verlängern. Etwa 800 solcher Fahrzeuge wurden in Deutschland gebaut und eingesetzt, 2/3 davon stammen von Büssing. Der Essener Wagen 3902 wurde 1974 bei Ludwig auf ein Mercedes Fahrgestell eines O 317 von 1972 gebaut und nach Krefeld geliefert, wo er 10 Jahre im Einsatz war. Über ein Gastspiel beim TÜV Rheinland (als Fahrschule) und anschließendem Privatbesitz kam er 1996 zur VHAG und ist seit 2003 Museumswagen. Im Original saß der Schaffner unten und konnte über Spiegel das Oberdeck beobachten. Allerdings hatte Essen 1 1/2-Decker von Krupp und Büssing. Zufall: Ein weiterer Mercedes-Oldtimer folgt respektvoll.

Bild nicht anzeigbar Schon die ganze Zeit dabei, ist in der Zwischenschleife Frintroper Höhe endlich Zeit, das zweite Hauptfahrzeug unserer Tour vorzustellen: Triebwagen 1753 wurde in einer Serie von 10 Zweirichtungs-Sechsachsern 1962 von Duewag geliefert, während der überwiegende Teil mit Einrichtungswagen betrieben wurde. Erst sehr spät, nämlich 1994 wurde er durch den Einbau eines Mittelteils zum 8-Achser (Seit 1970 wurden 17 Einrichtungswagen und alle 10 Zweirichtungswagen so verlängert), und blieb so bis zur Ausmusterung 2000 in Betrieb. Nicht ganz korrekt ist die heutige Farbgebung, als 8-Achser (Umlackierungen seit Ende der 70er) waren die Wagen stets im Essener Ginstergelb mit blauen Streifen unterwegs.

Bild nicht anzeigbar Zum Schluss werfen wir noch mal einen Blick auf die jüngste Fahrzeuggeneration. 34 dieser Niederflurwagen wurden zwischen 1999 und 2001 von DWA beschafft. Auch wenn es sich um 8-Achser und richtige Zweirichtungsfahrzeuge handelt, lässt sich die Verwandtschaft zu den Hallenser Fahrzeugen (Herbst 2009) nicht leugnen. Aufnahme Frintroper Höhe (24.9.2008)